Je schwerer eine Krankheit und je größer ein Problem ist, desto wichtiger ist es, mehrere Ärzte zu konsultieren und ein breites Meinungsspektrum zu haben.
In diesem Sinne war die Teilnahme von Helmut Dietz von der AfD an der Podiumsdiskussion des Energiebündnisses - wenn man der Berichterstattung der Bildschirmzeitung folgt - offenbar eine Bereicherung. Denn es wurde ihm nicht nur ein „eigene Sicht der Dinge“, sondern auch eine Problemwahrnehmung „äußerst außerhalb der gängigen Sichtweise“ bescheinigt.
Leider sind aber die zitierten, von Dietz geäußerten Einwände nicht auf eine „Opposition um der Opposition Willen“ oder auf „Rückwärtsgewandheit“ zurückzuführen, sondern haben einen sehr ernsten Hintergrund. So teuer und ineffektiv, wie die „Stromwende“ sich bisher gestaltet (in 2016 ist der CO2-Ausstoß sogar wieder gestiegen!), so fragwürdig ist leider auch die Weichenstellung in der „Verkehrswende“! Es ist erklärtes Ziel der AfD, hier im Interesse des „kleinen Mannes“ gegenzusteuern.
Der SPIEGEL veröffentlicht in dieser Woche unter dem Titel „Der große Schwindel mit den Elektroautos“ einen langen Beitrag, der an Deutlichkeit nicht zu wünschen übrig lässt. Laut dem Bericht verursacht ein 100KWh-Akku (ca. 500km Reichweite) bei seiner Herstellung eine Klimabelastung von 15 bis 20 Tonnen Kohlendioxid, wofür ein sparsamer Kleinwagen mit Benzin- oder Dieselmotor 200.000 Kilometer fahren müsste. [Anmerkung: die Batterielebensdauer überschreitet aber meist nicht einmal 50.000km und der Stromverbrauch ist auch nicht berücksichtigt!]
Hinzu kommt laut SPIEGEL, dass eine Hochleistungs-Stromzapfstelle für 28 Autos das Stromnetz so stark belasten würde, wie ein ICE mit 830 Passagieren in voller Fahrt. Mit anderen Worten: hier kommen nicht nur immense Kosten für Batterien und Netzausbau auf uns zu, die Mobilität zu einem Luxusgut machen werden, sondern der Dreck und das CO2 werden nur an andere Orte verlagert. Zum Beispiel zu den Kohlekraftwerken und den Batterieherstellern in Fernost.
Vor diesem Hintergrund - und auch im Hinblick auf die Luftqualität - macht es in der Tat - wie Dietz sagt - keinen Sinn, im Individualverkehr in Aktionismus zu verfallen und nun plötzlich den Diesel oder gar den Verbrennungsmotor insgesamt verbieten zu wollen. Denn 85 Prozent des Kfz-Feinstaubs kommt laut Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) vom Reifenabrieb und den Bremsen. Da ist an Brennpunkten mit regelmäßiger nasser Straßenreinigung mehr erreicht, als mit der Abschaffung des Diesels. Und auch bei den Stickoxiden haben wir es mit einem am Schreibtisch künstlich aufgebauschten Problem zu tun: Deutschland hat seine diesbezüglichen Emissionen seit 1990 um 60 Prozent reduziert. Waren wir damals alle lungenkrank?! Gleichzeitig ist niemandem zu vermitteln, warum einem Schweißer acht Stunden pro Tag am Arbeitsplatz laut Gesetzgeber eine 23 mal (!) höhere Stickoxid-Konzentration zumutbar ist, als einem hastig davon eilenden Fußgänger an einer vielbefahrenen Durchgangsstraße!
Wir sind gut beraten, im Individualverkehr nicht durch überhastige Verbote die selbe Kapitalvernichtung zu betreiben, wie beim Atom- und Kohleausstieg. Wir werden unser Geld noch für ganz andere Dinge brauchen!
Es spricht sehr viel dafür, dass – wie der SPIEGEL schreibt – Batterien, „die einen Doppelzentner wiegen, um die Energie von eine paar Petroleumflaschen zu speichern“ ein Problem, ja ich würde sogar sagen, ein Irrweg, sind. Warum nicht die Brennstoffzelle (Wasserstoff) oder synthetische Treibstoffe als langfristige Antriebslösungen forciert werden, wissen nur die "Energiewende-Populisten" im aktuellen Deutschen Bundestag. Wahrscheinlich aber, weil sie nicht ganz so plakativ zu den allseits gehypten Strom-Windrädern passen, denen die Akkus am liebsten als Stromspeicher dienen sollten. Wenn da nicht das Problem wäre, dass die Batterie morgens voll sein sollte, wenn nachts in der "Dunkelflaute" der Solar- und Windstrom durch die Batterie ersetzt wurde.
Friedrich-Thorsten Müller
Bad Wurzach
https://bnn.de/lokales/buehl/albert-albers-diesel-elektromotor