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Einen in weiten Teilen erstaunlich klarsichtigen Debattenbeitrag zum Un-Thema Leitkultur liefert heute in der WELT ausgerechnet "Edelfeder" Alain Posener, der sonst nicht für Sympathiebekundungen an konservatives Gedankengut bekannt ist.\r
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Er erklärt dabei die Debatte für völlig legitim, zu fragen ob Nationalstaaten lediglich Verwaltungseinheiten, ja Industriestandorte seien. Gleiches gilt für die Frage, ob man Deutsche, Franzosen, Griechen und Bulgaren als "Völker", also Geschichtssubjekte, oder lediglich als zufällig anwesende "Bevölkerung" ansehen dürfe.\r
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Er erinnert daran, dass lange Zeit nicht nur bei uns die Sichtweise vorherrschte, dass "Demos" und "Volk" möglichst deckungsgleich sein müssten; ein Wohlfahrtsstaat nur verwirklichbar sei , wenn Geber und Nehmer einander quasi familiär nahestünden. Einzig die USA bildeten eine Ausnahme. Aber auch dort herrschte - wie er schreibt - die Ideologie des "Schmelztiegels", derzufolge der Einwanderer seine alte Identität ablegte und umgeschmolzen wurde zu einem neuen Menschen, dem Amerikaner.\r
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Poseners Zwischenfazit ist ermunternd für alle, die ob ihres Unbehangens über die Masseneinwanderung nach Europa inzwischen mit dem neuen Gutmenschen-Schimpfwort "völkisch" belegt werden:\r
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"Wenn also Konservative und Neurechte in Deutschland heute statt Multikulturalismus und europäischer Integration einen Ethnopluralismus befürworten, bei dem jedes Volk in den Grenzen seines eigenen Nationalstaats sein Schicksal bestimmt, so ist das erstens intellektuell nicht trivial, sondern hat eine lange und durchaus anständige Tradition; zweitens sollte es nicht als "antidemokratisch" diffamiert werden; drittens sollte man sich vor Augen führen, dass solche Vorstellungen für viele europäischen Völker selbstverständlich sind."\r
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Dem darf hinzugefügt werden, dass diese Vorstellungen umso mehr noch für außereuropäische Völker gilt!\r
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Nur am Ende seines Beitrags schwächelt Posener ein wenig, wenn er relativierend einräumt, dass manche Vielvölkerstaaten wie das Römische Reich, Österreich-Ungarn oder das Osmanische Reich erstaunlich lange funktioniert haben, während Nationalstaaten wie Deutschland oder Großbritannien (letzteres bis heute) immer wieder von Zerfallstendenzen bedroht waren. Diese Sichtweise lässt nämlich außer acht, dass in solchen Vielvölkergebilden Menschen gleicher Volkszugehörigkeit meist in eigenen Regionen, Dörfern oder Städten wohnten. Und spätestens wenn die demographische Dynamik der Leitvölker solcher Völkergebilde nachließ, leitete sich auch der Verfall solcher Reiche ein, warum sie nicht zum Vorbild für unsere 1,3-Kinder-pro-Frau-Zivilisation taugen. Außerdem hat Posener hier nicht begriffen, dass durchaus auch Großbritannien mit Wales, Schottland und Nordirland bis heute ein Vielvölkergebilde ist und das Deutsche Reich es ein stückweit zumindest in Westpreußen und Oberschlesien ebenfalls war.\r
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Fast wie eine Lanze für PEGIDA liest sich sein Schlussfazit:\r
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"Aber die Diskussion darum, welche Rolle Nation und Staatsvolk spielen sollen, wie sich Multikulturalismus und Leitkultur zueinander verhalten, wird nicht deshalb verschwinden, weil man die Fragen – und die Fragesteller – unangenehm findet."\r
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Lassen wir uns daher als AfD - auch wenn wir grundsätzlich einem Einwanderungsgesetz aufgeschlossen gegenüberstehen, diese Diskussion nicht wegnehmen! Wir sind heute mit 227 Einwohnern pro Quadratkilometer 65x so dicht besiedelt, wie das Einwanderungsland-Vorbild Kanada! Gleichzeitig sind wir nach den USA inzwischen das zweitwichtigste Einwanderungsland weltweit! Man muss hinterfragen dürfen, ob diese beiden Sachverhalte zueinander passen und wie stark künftig unser kultureller Anpassungsdruck und unsere Abschottung sein muss. Integration kann im übrigen auch nur funktionieren wenn die Zahlenverhältnisse stimmen. Es ist letztlich ein Naturgesetz, dass sich örtliche Mehrheiten nicht in örtliche Minderheiten integrieren! Wenn mancherorts die dritte Einwanderergeneration schlechter deutsch spricht, als die zweite, läuft etwas grundfalsch.\r
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http://www.welt.de/…/Warum-wir-ueber-die-Leitkultur-reden-m…\r
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F-T Müller\r
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AfD KV Ravensburg\r
Stellv. Sprecher, Pressesprecher